"Gedankenexperimente" nennen Alexander Astero und Michael Meinder ihre philosophisch-kosmologischen Erörterungen. Sie erlauben sich als Laien, die bürgerlichen Berufen nachgehen, den Luxus und die Freiheit eigenen philosophischen Denkens. Dabei entwickeln sie unbekümmert kosmologische und weltanschauliche Erklärungsansätze, die außergewöhnlich und dabei nicht weniger spekulativ und schillernd sind, als die derzeit in der Kosmologie vertretenen Theorien.

Zwei Forscher stoßen im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen auf die menschliche Population des Planeten Erde. Die ferne Zivilisation, deren Individuen praktisch keinem Alterungsprozess mehr unterworfen sind, leidet unter Mangel an einfachen Arbeitskräften. Daher stellt sich die Frage, ob die Menschheit in ihrer biologischen Entwicklung einen Bewusstseinszustand erreicht hat, der zur Verrichtung einfacher Arbeiten in der fernen Zivilisation ausreichend ist. Mit Interesse haben die dortigen Forscher die Entwicklung der modernen Physik und Kosmologie auf der Erde verfolgt und stellen sich nun die Frage, ob entgegen früherer Untersuchungen mittlerweile ein größerer Teil dieser Population dafür einen ausreichenden Zivilisations- und Bewusstseinszustand erreicht hat. Maßstab ist die Fähigkeit, universale Zusammenhänge zu erkennen.

Zufällig können die beiden Forscher einen so genannten Ereigniszusammenhang identifizieren und stoßen dabei auf die Unterhaltungen zweier Individuen, Alexander Astero und Michael Meinder. Diese sind keine anerkannten Wissenschaftler, sondern gehen als Anwalt und Manager völlig anderen beruflichen Tätigkeiten nach. Gleichwohl wollen beide aus dem vorherrschenden Funktionen- und Schubladendenken ausbrechen. Sie erlauben sich, angeregt durch die neueren Entwicklungen der Kosmologie, den Luxus, auf Sonntagsspaziergängen gemeinsam philosophische und kosmologische Fragen zu erörtern. Die sich daraus ergebenden Erörterungen entwickeln sich so zu einem kreativen Spaziergang auf der steten Suche nach weiteren Mosaiksteinen zu einem modernen Weltbild.

Entfernt vergleichbar mit Gaarders "Sophies Welt", wenn auch mit höherer Eigenkreativität, ist die Geschichte im Aufbau mehrschichtig und subtil. Sie fördert durch die ungewöhnlichen Beobachter der Rahmenhandlung aus distanzierter Sicht auch kritische Überlegungen über unsere Gesellschaft, Sichtweisen und Denkmuster zu Tage und eröffnet dem Leser einen erweiterten Horizont.

Mit Novártes betritt ein ungewöhnlicher Autor mit klarer Diktion das literarische Parkett, dessen Text philosophische, kosmologische und literarische Elemente verknüpft. Durch die Kunst, sich in die Lage eines fernen, übergeordneten Beobachters zu versetzen, gelingen ihm einige wirklich nachdenkenswerte neue Sichtweisen. Wer sich auf die Gedankenspiele einlässt, wird schnell Gefallen an diesem Buch finden und dabei Lust auf eigene kreative Gedankenexperimente verspüren.